
*Luciano Duran Böger war einer der wichtigsten Schriftsteller, Romanautoren, Dichter und Essayisten des 20. Jahrhunderts. Er wurde in der kleinen Stadt Santa Ana del Yacuma in Beni am 12. November 1904 geboren und starb 1996 in La Paz. Wie eines seiner Enkelkinder uns bestätigte, war seine Mutter - Aurora Böger Rivero- deutsch-schweizer Herkunft. Jedoch war seine poetische Stimme vollkommen vom Beni geprägt: warm, überschwänglich und voller Licht, außerdem rebellisch und romatisch-revolutionär, und das kann man in diesem Vers spüren: „Viniste hacia mí con el tranquilo paso del agua entre las yerbas“ (Du kamst mit dem ruhigen Gang von Wasser durch das Gras zu mir).
*Cachuela Esperanza (Stromschnellen der Hoffnung) war das Zentrum des bolivianischen Kautschuk-Imperiums zwischen 1872 und 1920. Dort erblickte Eugen Gomringer am 20. Januar 1925 das Licht der Welt. Der Dichter deutsch-schweizer Abstammung ist seit 1951 weltweit als der Vater der konkreten Poesie bekannt und sein Werk hat bis heute überwiegend in Deutschland gewirkt.

Gomringer, auch als „el beniano genial“ (der geniale Benianer) erkannt, lebt seit mehr als 40 Jahren in Deutschland und ist einer der bedeutendsten Lyriker und Kunstkenner der Gegenwart. Ein tolles Beispiel seiner konkreten Poesie ist seine Grammatische Konfession:
dabei sein mittun
dabei sein
dabei gewesen
waren dabei
waren dabei gewesen
mittun
mitgetan
taten mit
hatten mitgetan
dabei sein mittun
dabei gewesen mitgetan
waren dabei taten mit
waren dabei gewesen hatten mitgetan
werden dabei sein
werden mittun
werden dabei gewesen sein
werden mitgetan haben
*Auch im 20. Jahrhundert gebar der Beni markante Literaten. Pedro Shimose Kawamura wurde am 30. März 1940 in der Mittelstadt Riberalta (hohes Ufer) geboren. Shimose ist einer der wichtigsten Schriftsteller, Dichter und bolivianischen Komponisten der Gegenwart in Bolivien. Seine Eltern waren Laida Kawamura Rodríguez und der japanische Auswanderer Ginkichi Shimose. Pedro Shimose war einer der wenigen bolivianischen Autoren, dessen poetisches Werk 1972 von dem renommierten literarischen Preis aus Kuba Casa de las Américas anerkannt wurde. Seine Poesie ist politisch inspiriert und dreht sich um nationale Identität und soziale Befreiung. Manche von seinen Bücher wurden ins Englisch, Deutsch, Französisch, Russisch, Arabisch, Türkisch und Niederländisch übersetzt. Sein Gedicht Manifestación (Demonstration) schrieb er schon vor einigen Jahren, das Thema passt (leider) vollkommen auf die aktuelle Realität Boliviens:
Con la rabia en el ají,
salgo con mi cóndor bajo el brazo,
cruzo la calle con una piedra en la mano,
camino con un policía vigilándome el hambre,
busco el oído y el ojo de la noche,
pego carteles, corro por las plazas,
grito con una brasa en la lengua,
pinto las paredes: “viva el Che”
me dan agua en manguera,
soy el fuego;
me dan relámpago en humo,
soy la tierra;
me abren una herida donde sea,
soy el pueblo;
me persiguen, me encarcelan, me torturan.
Mit der Tollwut des Chili,
gehe ich mit meinem Kondor unter meinem Arm,
ich überquere die Straße mit einem Stein in der Hand,
ich laufe die Straße während ein Polizist meinen Hunger beobachtet,
ich suche das Ohr und das Auge der Nacht,
ich hänge Poster, und laufe durch die Straßen,
ich schreie mit Feuer in der Zunge,
gehe ich mit meinem Kondor unter meinem Arm,
ich überquere die Straße mit einem Stein in der Hand,
ich laufe die Straße während ein Polizist meinen Hunger beobachtet,
ich suche das Ohr und das Auge der Nacht,
ich hänge Poster, und laufe durch die Straßen,
ich schreie mit Feuer in der Zunge,
ich streiche die Wände: es lebe der Che
ich bekomme Wasser aus dem Schlauch,
ich bin das Feuer;
ich bekomme Blitz in Rauch,
ich bin die Erde;
mir wird eine Wunde geöffnet
ich bin das Volk;
sie verfolgen mich, sie halten mich gefangen, sie foltern mich.
ich bekomme Wasser aus dem Schlauch,
ich bin das Feuer;
ich bekomme Blitz in Rauch,
ich bin die Erde;
mir wird eine Wunde geöffnet
ich bin das Volk;
sie verfolgen mich, sie halten mich gefangen, sie foltern mich.
(Auszug von Manifestación)

Andere sehr bekannte Künstler aus Beni sind die Sänger Carmencita Justiniano und Miltón Cortez, die Geschichtsforscher José Chávez Suárez, Medardo Chávez und Manuel Limpias Saucedo, die Romanautoren Roger de Barneville, Víctor Hugo Libera und Ruber Carvahlo, die Erzähler Félix Bascopé, Gonzalo Cuéllar und Ignacio Callaú, die Dichter Fabian Vaca Chávez, Hormando Ortiz Chávez, Horacio Rivero Egüez und Mery Monje sowie die jüngere Generation von Nicómedes Suárez Araúz, Selva Velarde, Arnaldo Mejía, Homero Carvalho, Carolina Barthelemy, Roxana Selum und Rosario Aquin repräsentiert; die Essayisten César Chávez Taborga, Antonio Carvalho, Hugo Lijerón und Arnaldo Lijerón, der Plastiker Franklin Muñoz außerdem die Künstler Gil und Jorge Coimbra, José Moreno und Valia Carvalho.
Quellen:
(Artículo publicado en Monatsblatt, publicación del Centro Cultural Alemán / No. 3 - 2016)
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